
Madeira Wein
„Madeira“ ist eine geschützte Bezeichnung für einen mit Alkohol versetzten Wein, der von der Insel Madeira stammt. Meist wird ihm französischer Weinbrand zugesetzt, mit dem die Gärung aufgehalten und der Wein stabilisiert wird. Diese Technik des sogenannten „Sprittens“ führte man auf Madeira im 18. Jahrhundert ein, um den Weinexport in die weit entfernten britischen Kolonien zu ermöglichen. Der Alkoholgehalt liegt je nach Sorte bei 18 bis 22 Prozent. Da der oxidierte Wein ein nahezu unbegrenztes Haltbarkeitsdatum hat, können alte Jahrgangsweine bei Auktionen schon einmal astronomische Preise erzielen. Es gibt ihn in verschiedenen geschmacklichen Richtungen, von süß bis trocken. Dem Vorurteil, vor allen Dingen süß zu sein, wird er somit nicht gerecht.
Madeirawein gibt es in allen Preislagen. Er kann günstig im Supermarkt erstanden werden, eignet sich dann jedoch vor allem zur Zubereitung von Soßen. Er kann jedoch auch viele lange Jahre im Fass reifen und gewinnt mit der Zeit immer mehr an Qualität und Wert. Guter Madeirawein reift im Fass, seinen besonders intensiven und komplexen Geschmack verdankt er einer langen Lagerungszeit im Eichenfass, während der er an Volumen verliert. Zudem wird der Madeirawein erhitzt. Dieser Reifungsprozess wurde per Zufall entdeckt, denn bei der Verschiffung war der Wein den harten Bedingungen der Seereise ausgesetzt. Das Schiff schaukelte konstant und über lange Zeiträume hinweg, der Wein erhitzte sich am Äquator wie in einer Sauna. Wie man schnell erkannte kam dies jedoch dem Alterungsprozess des Weines zugute. Nun begannen die Inselbewohner mit verschiedenen Techniken zu experimentieren. Noch heute wird eine Technik verwendet, bei der der Wein über einen Zeitraum von 20 bis 100 Jahren natürlich erhitzt bleibt. Vor allem in Funchal, Caniço, Porto da Cruz, Campanário, São Vicente, Estreito Câmara de Lobos, Ribeira Brava und Ribeira da Janela wird der Madeirawein angebaut. Die Weinlese ist eine intensive Angelegenheit und erstreckt sich von Mitte August bis Ende Oktober. Traditionell werden die Reben mit der Hand geerntet, in Weidenkörbe geworfen, dann zuerst barfuss gepresst bevor anschließend eine Maschine eingesetzt wird. Einige Bauern folgen dieser Tradition noch heute.
Während des 17. Jahrhunderts erlangte der Madeirawein auf der ganzen Welt einen hohen Bekanntheitsgrad und wurde zu einem gefragten Gut, was zum Teil auch den Piraten zu verdanken ist. Vor allem französische Piraten attackierten die Insel Madeira und dessen Handelsschiffe während des 16. Jahrhunderts und verkauften Gold, Silber, Zucker und Wein in alle Welt weiter. So war der Madeirawein besonders in Frankreich schon bald sehr bekannt. Und auch in Großbritannien blickt der Madeirawein auf eine lange Tradition zurück. Dies hängt damit zusammen, dass viele der Produzenten des Weines auf Madeira ursprünglich aus Großbritannien kommen. In den USA machte sich der Madeirawein vor allem dadurch einen Namen, dass die an der Verfassung beteiligten Politiker mit ihm am 4. Juli 1776 auf die Unabhängigkeitserklärung anstießen.